HEIDESHEIM – Seine Auftritte sind legendär, sein Outfit ist Kult und sein gehauchtes „Stößchen“ sein Markenzeichen. Die Rede ist von Peter Winter alias Conchita Wurst. Winter brauchte bei der 41. Auflage der „Närrischen Weinprobe“ des Heidesheimer Carneval Vereins auch nicht viel mehr, als sich in Stöckelschuhen, beinlanger und körperbetonender Garderobe und mit schwarz gelockten Haaren zu präsentieren, um den Saal im „Schönborner Hof“ in ein Tollhaus zu verwandeln. Das Publikum stand bei seinem Vortrag, der mal in Prosa und mal in Versen gekleidet war, quasi auf den Stühlen.Diesmal werden Weine vom Mittelrhein kredenztZum Auftakt der Kampagne 2018/2019 präsentierten die Moderatoren des Abends, HCV-Sitzungspräsident Stephan Schmidt und der Bacharacher Winzer Friedrich Bastian, Weine vom Mittelrhein. In den Jahren zuvor hatte immer Eva Vollmer mit Schmidt zusammen moderiert. Diesmal, so die Organisatoren, habe man mal eine Abwechslung gewollt und Bastian „verpflichtet“. Die elf vorgestellten Weine stammten von fünf Mittelrhein-Winzern: der Weinkellerei Weiler-Fendel und dem Weingut Lanius-Knab aus Oberwesel, dem Weingut Eisenbach-Korn aus Oberheimbach, dem Weingut Ratzenberger sowie dem Weingut Friedrich Bastian, beide aus Bacharach. Die Palette der vorgestellten Weine war breit: Einen trockenen Spätburgunder, einen Grauburgunder, verschiedene Rieslinge, einen Weißburgunder und zwei Scheureben hatten die närrischen Probenbesucher im „Schönborner Hof“ im Glas. Friedrich Bastian hatte zu jedem Wein etwas zu erzählen. Er stellte das Weingut mit seinen Inhabern und die dazugehörigen Lagen vor. Der Mittelrhein ist ein kleines Weinbaugebiet mit charakteristischen Steillagen. Bastian ist aber nicht nur Winzer, sondern mit seinem „zweiten Standbein“ Opernsänger. Er ließ es sich nicht nehmen, das Heinrich-Heine-Gedicht von der „Loreley“ in der Vertonung von Friedrich Silcher vorzutragen. Das Publikum war begeistert. Spätestens da hatte Bastian die Herzen seiner Zuhörer gewonnen.Was wäre eine „Närrische Weinprobe“ ohne Rainer Sänger, den „Bajazz“ vom HCV? „Ich sag’s wie immer deutlich klar, was so passiert im letzten Jahr. Ein Privileg des alten Narren ich spann’ mich auch vor keinen Karren. Und zieh’ für mich das Resümee: Euch allen wohl und niemand weh“, lautete sein Credo. Sänger gelingt es nun schon seit ein paar Jahren immer wieder, in geschliffenen Versen das Zeitgeschehen, ob vor Ort oder im Land, gekonnt und mit Witz und Humor zu glossieren. So auch diesmal: „Noch ein gutes halbes Jahr, dann ist alles für uns klar, dann ist Heidesheim Geschichte. Ich kann dann in mei’m Berichte nicht mehr sage unsern Ort. Den gibt‘s nicht mehr, der ist dann fort. Wir sind ja dann, wer hat der hat, endlich Ingelheimer Stadt“. Sänger bekannte, zahllos seien die Themen, über die er an sich berichten müsste: „Das alles in paar Vers’jer kleide, der Bajazz ist nicht zu beneide“. Ob der Brexit, ob US-Präsident Donald Trump oder die „Strippenzieher“ in Berlin, ob Flüchtlingsthema und die Migration oder die Vorgänge um Ex-Verfassungsschützer Maaßen, ob der Dieselskandal oder die für CDU und SPD verlorene Hessenwahl: Der „Bajazz“ ließ kaum ein Politikfeld aus, das es in den letzten Monaten ins Blickfeld der Öffentlichkeit geschafft hat. Hoffentlich noch viele Jahre, so wünschte es sich Stephan Schmidt, werde Sänger in dieser Rolle auf der Bühne stehen: „Sie ist Dir wie auf den Leib geschneidert“.