HEIDESHEIMER CARNEVAL VEREIN Fünfstündige Narrenschau mit Bajazz, Conchita Wurst und Chefhostess
HEIDESHEIM – Seit 1938, also seit 80 Jahren, reitet das Narrenschiff des Heidesheimer Carneval Vereins (HCV) nun schon auf den Wellen Neptuns. Entsprechend war das Bühnenbild zur Jubiläumssitzung, die Stephan Schmidt souverän leitete, im Schönborner Hof gestaltet. Es spielte an auf die bevorstehende Fusion mit Ingelheim: Der Sandhas als Symbol für Heidesheim und Kaiser Karl aus Ingelheim standen da in einem gemeinsamen Boot.
„Sie wollte und er konnte nicht“
- WER WAR NOCH DABEI? In der Bütt: Marian Butscher als Jungreporter, Rainer und Nina Sänger als „Gassekehrer“.
Musik und Tanz: Birgit Menger, Maria Goldberg, die Akrobatik-Gruppe des SAV Laubenheim, Christoph Seib, die Showtanzgruppe aus Strinz Margarethä, die „Ingelheimer Konfettis“, die Tanzgarde der Narrenzunft Gelb-Rot Koblenz und „HeDieMeenzer“.
Rainer Sänger hat seine Paraderolle gefunden. Im zweiten Jahr bereits präsentierte er sich als „Bajazz“ und beleuchtete kritisch das, was im vergangenen Jahr im Ort, im Land und in der großen weiten Welt so passierte. Ein Thema war da die Bundestagswahl. Mit dem Ergebnis war Sänger nicht zufrieden: „Mit diesen Rechten, und das merk ich, werden Demokraten auch noch fertig.“ Der Begriff Wahl-Kampf sei übertrieben gewesen: „Wie ein altes Ehepaar“ hätten sich Angela Merkel und Martin Schulz bei der Fernsehdebatte benommen: „Sie wollte und er konnte nicht.“ Auch Donald Trump („America first, sag ich mit Bedacht, mein lieber Herr Trump, gute Nacht“) und der türkische Präsident Erdogan bekamen ihr Fett ab.
Und dann kam Peter Winter als Conchita Wurst. Sein Auftritt sollte zu einem der Höhepunkte in der Sitzung werden. Schon die äußere Erscheinung passte: Mit langer, schwarzer Perücke, Vollbart, eng anliegendem, knöchellangem Kleid und Stöckelschuhen sah Winter seinem Vorbild täuschend ähnlich. Und er spielte mit den Frivolitäten: „Ich sag es euch froh und munter, ich trag auch Damenwäsche drunter.“ Der Anblick einer weiblichen Brust, so Winter, reduziere das Denkvermögen des Mannes um 50 Prozent – auf jeder Seite. Und noch eine Erkenntnis hatte er parat. Frauen hätten immer das letzte Wort: „Woher sollen sie denn wissen, dass dem Mann nichts mehr einfällt?“
Über ihre Erlebnisse als Chefhostess bei einer Führung im maroden Mainzer Rathaus berichtete Sabine Pelz. Der Bau sei ein großer Pflegefall mit „Pflegestufe 11“. Wenig Gutes hatte sie über die Mitarbeiter zu berichten. In den Höhlen des „Fuchs-Baus“ hätten sich die Angestellten eingenistet und sie verhielten sich wie Robinson Crusoe: „Der hat auch immer nur auf den Freitag gewartet“. Die Arbeitsmoral sei mangelhaft: „Genauso gut könnt ihr auch einem Toastbrot beim Schimmeln zugucken.“ Und an der Auslasskontrolle wartete schon die Gleichstellungsbeauftragte. Sie habe so viel Sex-Appeal wie ein Natur-Joghurt nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums, meinte Pelz. Ihr Vortrag, so Stephan Schmidt, sei es wert, auch in der Fernseh-Sitzung gehalten zu werden. Es war kein übertriebenes Lob.
Ärger mit den Einkaufswünschen seiner Frau hatte Gunther Raupach. Partout wollte sie, sehr zum Verdruss ihres Mannes, an seinem arbeitsfreien Samstag zu Ikea, um einen Schrank zu kaufen. Der Gatte hätte es lieber gesehen, wenn sie sich von ein paar Handtaschen und Schuhen getrennt hätte, denn dann hätte man auf den Kauf eines neuen Möbels verzichten können. Aber nix da. Der Schrank musste her.
Mit dem großen Finale endete die über fünfstündige, mit Höhepunkten gespickte Sitzung.